Das Finanzgericht Münster äussert sich zu Gewinnen aus der Teilnahme an Online-Pokerspielen und führt aus, dass diese der Einkommen- und Gewerbesteuer unterliegenkönnen.

Interessanterweise führen die offensichtlich spielerfahrenen Richter aus, dass es sich bei Variante Texas Hold´em um ein Geschicklichkeitsspiel und nicht um ein gewerbliche Einkünfte ausschließendes Glücksspiel handele. Auch nach wissenschaftlich-mathematischen Untersuchungen sei diese Variante schon bei einem Durchschnittsspieler als Spiel einzuordnen, bei dem nicht das Zufallsmoment, sondern das Geschicklichkeitsmoment überwiege.

FG Münster v. 10.3.2021 – 11 K 3030/15 E,G

Steuerpflicht für Gewinne aus Online-Pokerspielen

Der Kläger war im Streitjahr 2009 zwanzig Jahre alt, ledig und wohnte im elterlichen Haushalt. Er absolvierte seit dem Wintersemester 2008/2009 ein Bachelor-Studium Mathematik mit dem Nebenfach Physik. Seit Herbst 2007 spielte der Kläger im Internet in sog. Einzelspielen Poker in der Spielvariante Texas Hold´em. Der Kläger nutzte zunächst Cent-Beträge als Einsätze. Er erzielte bis Ende 2008 einen Gesamtgewinn von rd. 1.000 US-Dollar. Die Spielzeiten, in denen er 2007 und 2008 Online-Poker spielte, betrugen geschätzt fünf bis zehn Stunden im Monat.

Im Streitjahr 2009 spielte der Kläger bei vier Online-Portalen Poker. Seine Einsätze erhöhte er dabei über einstellige zu einem niedrigen zweistelligen US-Dollar-Betrag. Er spielte im Jahr 2009 insgesamt geschätzte 446 Stunden. Der Kläger nutzte während seiner Spielzeiten eine von den Online-Portalen unabhängige Software, die ihm 2008 kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Im Streitjahr 2009 erzielte der Kläger aus den Spielen auf den einzelnen Online-Portalen insgesamt Gewinne i.H.v. – umgerechnet – rd. 83.000 €. In den Folgejahren vervielfachte der Kläger seine Gewinne aus den Online-Pokerspielen.

Das Finanzamt vertrat die Auffassung, dass der Kläger aufgrund der Teilnahme an den Online-Pokerspielen steuerpflichtige Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt habe und erließ für das Streitjahr 2009 einen entsprechenden Einkommensteuer- und Gewerbesteuermessbescheid.

Das FG gab der hiergegen gerichteten Klage teilweise statt. Die beim BFH anhängige Revision wird dort unter dem Az. X R 8/21 geführt.

Die Gründe:
Der Kläger hat mit dem Online-Pokerspielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt, dies jedoch erst ab Oktober 2009.

Insbesondere handelt es sich bei der von dem Kläger gespielten Variante Texas Hold´em um ein Geschicklichkeitsspiel und nicht um ein gewerbliche Einkünfte ausschließendes Glücksspiel. Auch nach wissenschaftlich-mathematischen Untersuchungen bzw. praktischen Tests ist diese Variante schon bei einem Durchschnittsspieler als Spiel einzuordnen, bei dem nicht das Zufallsmoment, sondern das Geschicklichkeitsmoment überwiegt. Der Kläger hat sich auch, wie für die Annahme gewerblicher Einkünfte erforderlich, am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr beteiligt, indem er eine Leistungsbeziehung mit seinen Mitspielern am (virtuellen) Pokertisch eines Online-Portals unterhalten und nach außen hin für Dritte erkennbar in Erscheinung getreten ist.

Der Kläger handelte auch mit Gewinnerzielungsabsicht, denn er führte über eine gewisse Dauer hinweg das Online-Pokerspielen aus, erzielte dadurch Gewinne und führte es mit einer durchweg vorteilhaften Gewinnerzielung fort. Nach dem Gesamtbild der Verhältnisse, insbesondere der Steigerung der Spielzeit und der Höhe der Einsätze, hat der Kläger allerdings erst ab Oktober 2009 die Grenze einer reinen Hobbyausübung hin zu einem „berufsmäßigen“ Online-Pokerspiel überschritten, weshalb als Einkünfte aus Gewerbebetrieb die in dem Zeitraum Oktober 2009 bis Dezember 2009 erzielten Gewinne anzusetzen sind.

FG Münster PM vom 1.6.2021

Hintergrund aus der Praxis:

Interessanterweise haben wir es in der Praxis immer wieder mit Glücksspiel-Problematiken zu tun. Das lässt zum einen darauf schließen, dass es eine gesellschaftliche Akzeptanz und Manifestation gegeben hat. Neben der o.g. Steuerproblematik tritt immer wieder die Kombination mit dem strafrechtlichen Vorwurf des Veranstaltens von illegalem Glücksspiel oder aber diverse Geldwäscheproblematiken auf. Für die Ermittlungsbehörden steht dann der Verdacht im Raum, dass es sich bei den meist vorgefundenen Geldmitteln nicht um solche handelt die dem legalen (versteuerten) Vermögen entstammen können. Eine besondere Facette hat dieses Problem durch das reformierte Recht der Vermögensabschöpfung, wonach eine Art Beweislastumkehr eingetreten ist. Bei der so genannten non-conviction based confiscation können bereits Vermögenswerte ungeklärter Herkunft eingezogen werden, jedenfalls dann, wenn keine plausible legale Herkunft nachgewiesen werden kann. Es handelt sich also um eine Verdachtseinziehung, bei der der Besitzer der Geldmittel diese sehr schnell verlieren kann.

Weiter Begleiteffekt ist oftmals die Einleitung eines Steuerstrafverfahrens, welches sehr schnell existenzielle Dimension einnehmen kann.

Die Reaktionsmöglichkeiten sind wie so oft mannigfaltig, aber es ist oftmals von fundamentaler Bedeutung, dass hier so früh wie möglich agiert wird.

Sie sind mit einem Fall aus dem Glücksspiel oder der Geldwäsche konfrontiert ? Dann kontaktieren Sie uns, wir interessieren uns sehr für diese Fälle und helfen Ihnen weiter.

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